Flora und Fauna

Die Pflanzen- und Tierwelt in der Umgebung von Altenstadt-Waldsiedlung

von Dipl. Biologe Dr. Hans-Jörg Wilhelm

Einleitung

Heute, wie vor 25 Jahren, ist die Forderung nach Sicherung unserer natürlichen Lebensgrundlagen unüberhörbar. Wenn auch wirtschaft-liche Schwierigkeiten und Begehrlichkeiten scheinbar zu einer Zurückdrängung des ökologischen Gedankens führen, müssen doch die gesellschaftlichen Anstrengungen auf dem Gebiet des Natur- und Umweltschutzes unvermindert fortgesetzt werden. Angesichts der immer deutlicher werdenden Folgen des globalen Klimawandels wäre sogar ein verstärktes Engagement von Nöten.

Wenn der Staat, in Zeiten leerer Kassen, keine zusätzlichen Finanzmittel für Naturschutzmaßnahmen bereitstellen kann, müssen wir, die Bürgerinnen und Bürger, einen Solidarbeitrag für den Erhalt unserer natürlichen Lebensgrundlagen leisten. Das haben die Vielen getan, die uns in den letzten 25 Jahren durch ihre Mitgliedschaft im Naturschutzring Waldsiedlung unterstützt haben.

Biotope und Pflanzengesellschaften

Die Waldsiedlung und ihr Umland bestehen aus drei Biotop-komplexen:

die Ortslage, geprägt durch Hausgärten und Gewerbeflächen; die umgebenden Wälder im Süden und Westen;

der GLB „Lichter Platz und Heegkopf“;

die Auewiesen entlang der Nidder und Streuobstflächen und Äcker.

Das Klima Mitteleuropas mit seinen mäßig warmen Sommern und seinen relativ milden Wintern fördert den Baumwuchs und so wäre unsere Heimat ohne das Wirken des Menschen ein einheitliches Waldgebiet.

Die vorherrschenden Waldtypen sind die sommergrünen Buchen- und Eichenwälder, sowie die Auenwälder unserer Flüsse.

Die Hauptbaumart unserer heimischen Wälder ist die Buche. Aus ihr würden sich auch die meisten natürlichen Waldgesellschaften im Gebiet der Waldsiedlung aufbauen. Solche natürlichen Wälder gibt es aber nicht mehr, stattdessen ist unser Ort von Forsten umgeben. Dabei dominieren Eichenmisch- und Fichtenwälder. Daneben sind Buche und Kiefer als wichtige Baumarten vertreten. In den feuchteren Bereichen finden sich auch Esche, Ulme und Bergahorn. Eine besonders prächtige Ulme konnte als „Naturdenkmal“ ausgewiesen werden.

Die Pflanzen der Krautschicht erlauben eine genauere Zuordnung der Waldflächen zum pflanzensoziologischen System. Die wichtigsten Waldgesellschaften sind zum einen der Waldmeister – Buchenwald und der Hainsimsen – Buchenwald. Der Hainsimsen – Buchenwald wächst auf eher sauren, nährstoffarmen, der Waldmeister- Buchenwald stockt hingegen auf frischen, nährstoff- und basenreichen Böden.

Der 1988 ausgewiesene Geschützte Landschaftsbestandteil (GLB) „Lichter Platz und Heegkopf“ ist ein vielfältig strukturierter Biotopkomplex. Hecken, Weichholzwäldchen aus Zitterpappeln und Bruch- und Salweiden wechseln mit Kiefernwäldchen. Eine Mähwiese und Ruderalwiesen kommen ebenso vor wie Steinriegel und Trümmerstellen aus Resten der ehemaligen Bunkeranlagen. Das Herzstück bildet jedoch der Feucht- und Nasswiesenbereich.

Der kleinräumige Wechsel von Grünland, Staudenfluren, periodisch Wasser führenden Tümpeln, kleinen Teichen bis hin zu einzelnen Heideflecken ermöglicht einer Vielzahl von Pflanzen- und Tierarten ein Auskommen. Der GLB ist der Schwerpunktbereich der faunistischen und floristischen Beobachtungen. Der Biotopkomplex ist durch Nährstoffeinträge und Verbuschung bedroht, so dass hier umfangreiche Pflegemaßnahmen erforderlich sind.

Mähwiesen sind wie Weideflächen nicht natürlich, sondern nehmen die Stelle von Wäldern ein. Mahd und Weidevieh halten die Holzgewächse fern, die sonst schon bald diese Flächen zurück erobern würden. Der dominierende Grünlandtyp im Bereich der Waldsiedlung ist die Mähwiese, Beweidung durch Rinder und Pferde kommt nur auf kleineren Flächen vor. Die Mahd bedeutet einen Einschnitt, dem nur die bodennahen Pflanzenteile entgehen. Nachfolgend herrschen für alle Pflanzenarten die gleichen Ausgangsbedingungen. Diejenigen, die am schnellsten nachwachsen, gewinnen die Oberhand und bestimmen den Aspekt der Wiesengesellschaft. In den bei uns üblichen zweischürigen Mähwiesen herrschen daher Obergräser und hohe Stauden vor. Neben der Mahd zeigt auch die Düngung Auswirkungen auf die Zusammensetzung unserer Wiesen. Die Düngung wird notwendig, da durch den Grünschnitt dem Bestand Stickstoff und Phosphor entzogen werden. Durch eine übertriebene Düngung setzen sich auf den Wiesen Stickstoff liebende Arten wie Löwenzahn oder Wiesenkerbel durch, die meisten anderen Arten werden verdrängt. Der Artenreichtum einer Wiese geht zurück.

Auf den Leonhardswiesen, der Nachtweide und entlang des Nidderufers finden wir Wiesenknopf – Silgen – Wiesen. Dabei handelt es sich um feuchte bis wechselfeuchte Wiesen, die zwei Mal im Jahr gemäht werden. An einigen Stellen haben sich Flutmulden gebildet in denen die Wässer der Überschwemmungen längere Zeit stehen bleiben. Dort haben sich eigenständige Pflanzengesellschaften entwickelt. Wo das Gelände etwas ansteigt, kommt der Glatthafer als Grasart hinzu. In den Entwässerungsgräben haben sich Hochstaudenfluren mit Mädesüß, Baldrian und Blutweiderich angesiedelt.

Ackerflächen spielen in der Umgebung der Waldsiedlung nur noch eine untergeordnete Rolle. Auf den Ackerflächen bilden sich je nach Anbaufrucht und Bearbeitung verschiedene Ackerbegleitfloren aus. Der größte Teil dieser Pflanzen gehört nicht zu den einheimischen Pflanzenarten. Sie sind  zusammen mit dem Ackerbau seit der Jungsteinzeit vor etwa 10.000 Jahren hier eingeschleppt worden. Mit dem Aufkommen der Herbizide ist der Bestand stark verarmt. Früher massenhaft vorkommende Arten wie Klatschmohn und Kornblume sind selten geworden oder gar ganz verschwunden

So sind die bei uns vorkommenden Ackerbeikraut – Gesellschaften nur noch sehr artenarm.

Die Siedlungsflächen mit ihren Hausgärten sind größtenteils geprägt durch standortfremde Pflanzen und intensiv gepflegte Zierrasen. Stellenweise lassen sich aber Inseln ökologisch wertvoller Gartenkultur entdecken.

Die Gewerbeflächen sind meist artenarme Ruderalstandorte. Daher wurden sie keiner systematischen Kartierung unterzogen.

Die Tierwelt der Waldsiedlung

Säugetiere

Seit der Vereinsgründung werden Säugetierbeobachtungen notiert und ausgewertet. Neben Sichtbeobachtungen können auch Spuren zur Datenerhebung benutzt werden. Trotzdem bleibt diese Tiergruppe sicherlich unvollständig erfasst. Bis 1994 wurden

14 Säugetierarten beobachtet, durch die Ausweitung des Untersuchungsgebietes, verfeinerte Untersuchungsmethoden und die Biotop gestaltenden Maßnahmen konnten bis heute 22 Arten erfasst werden.

In den Waldgebieten und Gehölzen sind die Waldspitzmaus, die Rötelmaus und das Eichhörnchen anzutreffen. Daneben finden wir dort auch die Waldmaus sowie die Gelbhalsmaus. Im Übergangsbereich zur Siedlungsfläche leben die Feldspitzmaus und der Igel. Das früher hier vorkommende Kaninchen ist seit Jahren nicht mehr nachweisbar. Der Bestand am Feldhasen hat hingegen erfreulicherweise wieder zugenommen. Er kann in den Auewiesen und auf den Getreidefeldern wieder regelmäßig beobachtet werden. Hier finden sich auch Feldmaus und Maulwurf.

Am Nidderufer und den zuleitenden Gräben kann man Nutria und seltener den Bisam beobachten. Der Fuchs findet sowohl in den Wäldern wie auch auf den offenen Flächen sein Jagdrevier. Rehwild ist aufgrund des Reichtums an Deckung sowie dem vielfältigen Nahrungsangebot rund um die Waldsiedlung recht zahlreich vertreten.

Zwergfledermaus, Schermaus und Hausmäuse sind in Bereich der Ortslage nachweisbar, die Wanderratte konnte durch einen Todfund am Regenwasserüberlauf nachgewiesen werden.

Vögel

Die Erfassung der Avifauna ist zur Bewertung von Landschaftselementen elementar, denn Vögel sind äußerst strukturabhängig und beschreiben in ihrer Artzusammensetzung die Qualität eines Raumes. Hierfür wird den Leitarten, also den die Biotoptypen charakterisierenden, sowie den gefährdeten Arten besondere Bedeutung beigemessen.

Bei der Kartierung der Avifauna wurde eine optische sowie akustische Erfassung der Brutvögel, Nahrungsgäste und Durchzügler auf der Gesamtfläche durchgeführt. Hierbei wurde eine qualitative  avifaunistische Erfassung vorgezogen.

Gefährdete Arten wurden zusätzlich quantitativ aufgenommen. Bei mehreren Kontrollgängen im Jahr wurde besonders auf Gesang, Territorialkampf, Balz, Nestbau, Eintragung von Futter geachtet. Wenn eine Vogelart mindestens zweimal an derselben Stelle gesehen wurden oder ein direkter Brutnachweis durch Nest oder Jungvögel erfolgte gilt die Art als Brutvogel.

Folgende 6 Biotoptypen wurden von Johann Wilhelm kartiert :

verbuschende Ruderal- und Niedermoor ähnliche Flächen im GLB Lichter Platz und Heegkopf.

Feuchtwiesen und Teiche im LSG Auenverbund Wetterau

Wald und Hecken

Ortslage Waldsiedlung

Nistkästen

Winterfütterungsplätze

LEGENDE  ZU  DEN KARTIERUNGEN

-------------        Auwiesen westlich A 45

-------------        Wald

-------------        Streuobstwiesen

-------------        GLB Lichter Platz und Heegkopf

-------------        Siedlungsbereich Altenstadt OT Waldsiedlung

SG       Sommergast                WG      Wintergast

JV        Jahresvogel                 DZ       Durchzügler

BV       Brutverdacht               BP       Brutpaar

NS       Nahrungssuche

Kartierungsflächen des Naturschutzrings Waldsiedlung

(Kartengrundlage: ãHLBG Auszug aus der TK 25: 5719 Altenstadt)

Artname

Graureiher

Nilgans

Weißstorch

Graugans

Schwarzmilan

Stockente

Rotmilan

Mäusebussard

Merlin

Turmfalke

Rebhuhn

Fasan

Kiebitz

Kranich

Uferschnepfe

Bekassine

Lachmöwe

Ringeltaube

Kuckuck

Türkentaube

Pirol

Waldohreule

Schleiereule

Steinkautz

Eisvogel

Mittelspecht

Buntspecht

Schwarzspecht

Grauspecht

Grünspecht

Rauchschwalbe

Mauersegler

Haussperling

Feldsperling

Hänfling

Girlitz

Grünfink

Stieglitz

Zeisig

Buchfink

Bergfink

Gimpel

Kernbeißer

Goldammer

Rohrammer

Schwanzmeise

Waldlaubsänger

Trauerschnäpper

Teichrohrsänger

Kormoran

Brachvogel

Habicht

Wasseramsel

Silberreiher

Hohltaube

Haubentaucher

Wanderfalke

Sperber

Rotdrossel

Teichhuhn

Schilfrohrsänger

Mehlschwalbe

Elster

Star

Schafstelze

Feldlerche

Gebirgsstelze

Bachstelze

Zaunkönig

Heckenbraunelle

Hausrotschwanz

Rotkehlchen

Gartenrotschwanz

Wacholderdrossel

Singdrossel

Amsel

Feldschwirl

Mönchsgrasmücke

Dorngrasmücke

Gartengrasmücke

Grauschnäpper

Zilpzalp

Wintergoldhähnchen

Sommergoldhähnchen

Haubenmeise

Blaumeise

Kohlmeise

Sumpfmeise

Tannenmeise

Waldbaumläufer

Kleiber

Waldkauz

Status

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NS

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Eichelhäher

Neuntöter

Saatkrähe

Rabenkrähe

Reptilien

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WG

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SG

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SG

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SG

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BV

BP

BP

BP

Der Nachweis der Reptilien beruht auf während der Untersuchung der Referenzflächen gemachten Sichtbeobachtungen. Zur Intensivierung der Untersuchung wurden zusätzlich die geeigneten Biotope abgesucht. Als bevorzugte Lebensräume kommen hierbei besonders Wald- und Gebüschränder und warme Wiesensäume in Betracht. Hier wurde gezielt unter Holzstücken, Steinen und in der Laubstreu gesucht.

Unsere heimischen Arten sind: Ringelnatter, Blindschleiche, Waldeidechse und Zauneidechse.

Während der Bestand der Waldeidechse und Zauneidechse leicht rückläufig ist, haben sich die Populationen der Ringelnatter und Blindschleiche positiv entwickelt.

Gezielte Biotopverbesserungsmaßnahmen mit größeren Stein-schüttungen im GLB Lichter Latz und Heegkopf und ab 2008 in der Feldholzinsel „Am Heegkopf“ haben sich bewährt.

Um den Lebensraum der Reptilien zu verbessern oder wieder herzustellen, wurden ab 2008 an deren nachgewiesenen Fundstellen, die starke Verbuschung und Ruderalisierung an Waldrändern und Säumen zurückgenommen.

Amphibien

Amphibien besitzen aufgrund ihrer Wanderungsbewegungen zwischen Winterquartier, Laichplatz und Sommerquartier einen bestimmten Aktionsradius, der in Abhängigkeit von der jeweiligen Art verschieden groß sein kann. Daher wurden zur Intensivierung der Untersuchung die geeigneten Sommerlebensräume abgesucht. Hierbei wurde gezielt unter Holzstücken, Steinen und in der Streu gesucht.

Unsere heimischen Amphibien sind:

Teichmolch, Kammmolch, Feuersalamander, Erdkröte, Moorfrosch (verschollen), Teichfrosch, Grasfrosch und als eine der letzten Vorkommen westlich der A 45, die Gelbbauchunke.

Im GLB Lichter Platz und Heegkopf sind die Bestände der Unke 1987 – 1989 stark zurückgegangen. Als Grund hierfür sind die Verlandung vieler Kleingewässer zu nennen. Durch die eingeleitete Wiederherstellung und Neuanlage von Tümpeln und Wagenspuren konnte sich der Bestand wieder erholen und die ursprüngliche Populationsstärke in manchen Jahren sogar noch übertreffen.

Der Kammmolch und Feuersalamander sind 2008 nur noch einzeln nachweisbar und müssen als sehr stark gefährdet eingestuft werden.

Die Einhaltung der Pflegepläne in den Lebensräumen der Amphibien ist einer der Schwerpunkte der Vereinsarbeit.

Insekten

Das Gebiet der Waldsiedlung weist eine artenreiche Insektenfauna auf. Bei der Vielzahl von Arten muss naturgemäß eine Beschränkung auf einige Ordnungen und Familien erfolgen. Für die systematischen Kartierungen wurden Flächen im GLB Lichter Platz und Heegkopf bzw. in der Nidderaue ausgewählt. Aus den Wäldern und dem Siedlungsbereich liegen nur Einzelbeobachtungen vor. Die wichtigsten Ergebnisse aus 25 Jahren Beobachtungszeit werden nun in dieser Festschrift vorgestellt. Dabei beschränken wir uns hier auf die wichtigsten Kartierungsgruppen. Eine Darstellung der Käfer, Hautflügler, Wanzen und anderer Insekten würde den Rahmen dieser Festschrift sprengen.

Libellen

Libellen sind tagaktive Insekten, die mit ihrer schillernden Farbenpracht die Uferzonen der Gewässer vom Frühjahr bis zum Herbst bereichern.

Auf Grund ihres sehr guten Sehvermögens sind sie geschickte Jäger, die ihre Beute im Flug fangen. Dabei erbeuten sie vielfach Fliegen und Mücken und tragen so zur biologischen Schädlingsbekämpfung bei.

Alle Libellen sind zumindest als Larve auf Gewässer angewiesen. Sie benötigen zur Eiablage spezielle Pflanzenarten am und im Gewässer. Aber gerade in diese Lebensräume greift der Mensch immer wieder ein. Die Beseitigung von Gewässern, Grundwasserabsenkungen, Wasserverschmutzung sowie naturferner Ausbau und Unterhaltung der Gewässer haben zu einem dramatischen Bestandsrückgang geführt. Folgerichtig sind daher auch alle Libellenarten geschützt.

Die Gefährdung der Libellen gibt Hinweise auf den Zustand der Feuchtgebiete, denn viele Arten sind so genannte Bioindikatoren. Ein wirksamer Libellenschutz ist nur möglich, wenn ihre Lebensräume erhalten werden. Durch Eingriffe verschwinden die Libellen mehr und mehr  aus unserer Landschaft und mit ihnen eine reiche Tier- und Pflanzenwelt. Die Erhaltung und Wiederherstellung naturnaher Gewässer ist nicht allein eine Überlebenshilfe für die meisten gefährdeten Libellen, sondern auch für die begleitenden Pflanzen und Tiere.

Im Gebiet um die Waldsiedlung konnten bislang 12 Libellenarten nachgewiesen werden. Saubere Bäche und Flüsse sind der Lebensraum der Gebänderten Prachtlibelle (Calopteryx splendens). Wir können sie entlang der Nidder und den zuleitenden Entwässerungsgräben im Sommer beobachten. Da die Männchen oft weite Strecken wandern um zu jagen, kann man sie auch auf Wiesen oder in Hausgärten beobachten. Die Gemeine Heidelibelle (Sympetrum vulgatum), die Pechlibelle (Ishnura elegans) und die Hufeisen-Azurjungfer (Coenagrion puella) sind häufig auch an Gartenteichen zu beobachten.

Auffällig ist die Blaugrüne Mosaikjungfer (Aeshna cyanea), die größte Libellenart des Untersuchungsgebietes.

Auffällige Arten sind auch die Plattbauch-Libelle (Libelluladepressa) und die Vierfleck-Libelle. (Libellula quadrimaculata).

Die Libellenvorkommen in der Waldsiedlungen sind durch Pflege- und Unterhaltungsmaßnahmen starken Bestandsschwankungen unterworfen.

Heuschrecken

Im Untersuchungsgebiet konnten bislang 15 Heuschreckenarten festgestellt werden (Deutschland ca. 80 Arten). Unter dem Begriff „Heuschrecken“ werden die Langfühlerschrecken, Kurzfühler-schrecken und Grillen zusammengefasst. Die meisten Arten sind tagaktiv, einige wenige nachtaktiv. Die Mehrzahl lebt nur einen Sommer lang, den Winter überstehen sie im Eistadium, das bis zu drei Jahre dauern kann. Die Heuschrecken können sehr große Individuenzahlen aufweisen. Daher spielen sie als Nahrung z. B. für Vögel und Reptilien eine große Rolle. Zahlreiche Heuschrecken fressen Pflanzennahrung, einige nehmen Insekten als Nahrung auf , einige „Gemischtkost“.

Die Heuschrecken besiedeln sehr unterschiedliche, durch Besonderheiten des Kleinklimas, der Bodenverhältnisse und der Pflanzendecke gekennzeichnete Lebensräume. Die meisten Arten leben auf trockenen, warmen und sonnenexponierten Standorten. Manche Arten kommen in Sumpfwiesen, an Waldrändern oder in Gebüschen vor. Dabei ist die Bindung an einen bestimmten Biotoptyp sehr stark. Dadurch sind Heuschreckenarten immer dann gefährdet, wenn die Standortbedingungen verändert werden, z.B. durch Beschattung, Trockenlegung oder Nutzungsintensivierung. Die Gefährdung ist durch die Verinselung der Lebensräume noch größer, da der erforderliche genetische Austausch eingeschränkt ist oder gar unterbleibt.

An Feuchtgebiete gebundene Heuschreckenarten besiedeln extensiv genutztes Sumpf- und Feuchtgrünland, krautreiche Röhrichte, Seggenrieder und Hochstaudenfluren wie sie im GLB und in den Nidderauen anzutreffen sind.

Die wichtigsten Feuchtlandarten sind der De Geer Grashüpfer (Chorthippus albomarginatus), die Sumpfschrecke (Mecostethus grossus) oder die Dornschrecke (Tetrix undulata). Wesentlich für den Schutz dieser Arten ist, dass die Entwässerung verhindert wird. Auch das Verbuschen der Feuchtbereiche und Säume muss verhindert werden.

Arten wie die Gewöhnliche Strauchschrecke (Pholidoptera griseoaptera) und das Große Heupferd (Tettigonia viridissima) leben in hochgrasigen und krautreichen Wald- und Gehölzsäumen.

Die Gefleckte Keulenschrecke (Myrmeleotettix maculatus) und der  Nachtigall-Grashüpfer (Chorthippus biguttulus) besiedeln trockene Wiesenflächen und Heiden. Hier ist vor allem eine Beschattung und Verbuschung der Flächen zu verhindern.

Auf allen Wiesen im Untersuchungsgebiet findet man Roesels Beißschrecke (Metrioptera roeseli), den Wiesengrashüpfer (Chorthippus dorsatus) und den Gemeinen Grashüpfer (Chorthippus parallelus). Während der Wiesengrashüpfer eine seltene Art ist, sind die beiden anderen Arten sehr häufig anzutreffen.

Schmetterlinge

Die Schmetterlinge sind die am besten untersuchte Gruppe der wirbellosen Tiere in der Waldsiedlung. Hier liegen seit 25 Jahren Kartierungsergebnisse vor. Dabei wurden 30 Tagfalter- und Dickkopffalterarten beobachtet.

Tagfalter sind Pflanzenfresser, die unter anderem auf das Vorkommen bestimmter Nahrungspflanzen angewiesen sind. Die Fähigkeit der Tagfalter sich ihrer natürlichen Umwelt anzupassen, ist sehr verschieden. Man unterscheidet zwischen anpassungsfähigen (euryök) und weniger anpassungsfähigen (stenök) Arten.

Arten, die sich auf eine Futterpflanze spezialisiert haben (monophag), sind im Allgemeinen weniger anpassungsfähig als Arten, die ein weites Spektrum von Nahrungspflanzen aufsuchen (polyphag). So sind der Kleine Fuchs (Aglais urticae), das Tagpfauenauge (Inachis io), der Distelfalter (Cynthia cardui), der C-Falter (Polygonia c-album), das Landkärtchen (Araschnia levana) und der Admiral (Vanessa atalanta) an das Vorkommen der Brennnessel gebunden, der Futterpflanze ihrer Raupen.

Der Zitronenfalter (Gonepteryx rhamni) ernährt sich ausschließlich von Faulbaum- und Kreuzdornblättern. Der Hauhechel – Bläuling (Polyommatus icarus) ist aufgrund seines weiten Nahrungsspektrums die erfolgreichste Bläulingsart. Der Wiesenknopf – Ameisenbläuling (Maculinea nausithous) mit seiner Bindung an den Großen Wiesenknopf und die Wiesenameisen, ist hingegen nur sehr selten zu beobachten.

Die meisten in der Waldsiedlung vorkommenden Schmetterling-sarten sind Wiesenbewohner. Dazu gehören die Weißlinge (Pieris rapae, P. napi, P. brassicae), die auf allen Wiesen zu finden sind, aber auch die Augenfalter (Aphantopus hyperatus, Maniola jurtina, Coenonymphus pamphilius) und die Dickkopffalter (Tymelicus sylvestris, Hesperia comma).

Auf feuchten Wiesen ist im Frühjahr der Aurorafalter (Anthocharis cardamines) zu beobachten, dessen Männchen an den leuchtend-orangen Flügelspitzen leicht zu erkennen ist.

Ein weiterer auffälliger Tagfalter ist das Schachbrett (Melanargia galathea), das in den Sommermonaten im GLB „Lichter Platz und Heegkopf“ anzutreffen ist. Der größte heimische Wiesenfalter ist der Schwalbenschwanz (Papilio machaon).

In der Waldsiedlung sind die Bestände an Tagfaltern in den zurückliegenden 25 Jahren zurückgegangen. Gründe hierfür sind die Verbuschung und Beschattung von Flächen sowie der Verlust von Futterpflanzen für Raupen wie Falter durch Überdüngung, Biotopverluste  und Mahd. Vor allem die an Brennnesseln gebundenen Arten und die Wiesenarten haben dadurch dramatische Bestandsrückgänge erfahren.